Lendstar vs. Kwitt: Start-up macht Sparkassen-App Konkurrenz

von Mario Kraus, am
Kwitt

Quelle: Sparkasse.de

Frankfurt. Die deutschen Sparkassen gelten gemeinhin nicht als die Finanzgruppe mit den großen Innovationen. Ende vergangenen Jahres aber konnten die knapp 400 Geldhäuser mit einer Neuheit aufwarten – die ihre Kunden auch kräftig nutzen. Dreieinhalb Monate nach dem Start haben sich schon 310.000 Kunden für „Kwitt“ registriert. Über die Kwitt-App kann man Geld per Smartphone versenden und braucht dafür keine Kontodaten, sondern nur die Mobilnummer des Empfängers.

 

„Sie finden in Deutschland kein Fintech, das solche Nutzerzahlen hat“, sagte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon diese Woche stolz. Mehr als eine halbe Million Überweisungen gab es über Kwitt schon. Damit haben ausgerechnet die Sparkassen alle jungen Finanztechnologie-Firmen, kurz „Fintech“ genannt, überholt.

 

Denn auch mehrere Fintechs sind mit einer App für Handy-Überweisungen unterwegs. Dazu zählen Lendstar, Cringle und Tabbt. Das Start-up Cookies versuchte sich ebenfalls in diesem Markt, hat aber inzwischen aufgegeben. Zudem bietet der US-Onlinebezahldienst Paypal die Möglichkeit, Geld per Smartphone zu schicken.

 

Die Sparkassen haben auch bereits kräftig für Kwitt geworben. Ihr tatsächlich lustiger Videospot zog viel Aufmerksamkeit auf sich – über 1,6 Millionen Mal wurde er auf der Videoplattform Youtube geklickt. In dem über soziale Netzwerke verbreiteten Werbefilm wird ein junger Mann von einem rabiaten Geldeintreiber verfolgt – und daran erinnert, an seinen „Kumpel Patrick“ ganze 2,60 Euro zu zahlen.

 

Unangenehm, denn so einem Geldeintreiber wie in dem Spot will niemand gerne begegnen: nackter Oberkörper, kahl geschorener Schädel, überall tätowiert und äußerst brachial. Doch der Muskelmann will das Geld nicht in bar, sondern erinnert den Schuldner daran, doch einfach Kwitt zu nutzen.

 

Die Kampagne baut auf einem Facebook-Bot auf, der dabei hilft, individuelle „Drohvideos“ zu erstellen. Nutzer können ein eigenes Video erstellen und das brutale Muskelpaket einem Bekannten auf den Hals „hetzen“. Auch anders herum funktioniert Kwitt: Man kann auch Geld von einem Handykontakt anfordern.

„Ich bin nicht bei der Sparkasse“

Doch es gibt einen Haken an der Sache. Auf den weist das Münchner Fintech Lendstar jetzt hin – ebenfalls per Spot. Der Lendstar-Spot beginnt mit der Szene, mit der die Sparkassen-Werbung endet: Der Muskelmann – der dem der Sparkassen ganz ähnlich sieht – hält dem jungen Mann die Kwitt-App unter die Nase. Doch der antwortet: „Ich bin nicht bei der Sparkasse.“ Stattdessen schlägt er vor: „Mach’s wie ich. Nimm einfach Lendstar.“

 

Die Botschaft: Während Kwitt über die Sparkassen-App läuft und somit in erster Linie Kunden mit einem Sparkassen-Girokonto zur Verfügung steht, können die Lendstar-App Kunden aller Banken nutzen. „Zusätzlich bieten wir in unserer App unter anderem Gruppen- und Chatfunktionen“, wirbt Christopher Kampshoff, Gründer und Geschäftsführer von Lendstar, für sein Produkt. Der Geldeintreiber in seinem Spot ist jedenfalls von Lendstar überzeugt. Am Schluss zieht der Muskelmann ein Werbeshirt über.

 

Was Kampshoff allerdings auch eingestehen muss: Für die Sparkassen ist es einfacher als für ein Fintech wie Lendstar, schnell viele Nutzer zu erreichen. Die Lendstar-Zahlen hinken denen der Sparkassen deutlich hinterher. Bisher haben 120.000 Nutzer die App der Münchner heruntergeladen. 13 Banken in Deutschland, darunter mehrere Raiffeisenbanken aus Bayern, kooperieren mit Lendstar und bieten ihren Kunden die App direkt an.

 

So oder so: Auch Kwitt hat noch Aufholpotenzial. Insgesamt gibt es bei den deutschen Sparkassen 35 Millionen Kunden mit einem Girokonto.